Fotografische Therapiebegleitung

Die fotografische Therapiebegleitung (FTB) ist eine Methode, um Patienten während der Rehabilitation von schweren Krankheiten in ihrer psycho-onkologischen Therapie zu unterstützen. Der Fokus liegt auf Krankheiten, die mit vorübergehenden oder bleibenden äußerlichen Veränderungen des Menschen einhergehen, und dadurch zu einer besonderen psychischen Belastung für diesen werden können.

Welche Krankheitsbilder profitieren besonders durch fotografische Therapiebegleitung?

Krebspatienten, insbesondere an Brustkrebs erkrankte Menschen, profi- tieren ebenso von der fotografischen Therapiebegleitung wie Unfallopfer und Betroffene zahlreicher anderer Erkrankungen mit Verlust der optischen Identität. Die durch solche Erkrankungen oder deren Therapien erfolgte äußerliche Veränderung wird thematisiert und ins Körperbild der Person integriert.

Zurück in die Selbstwirksamkeit

Die in der Therapie zur Anwendung kommenden Komponenten aus Psychosomatik, Komplementärverfahren und Psychoonkologie fügen sich ein in die interdisziplinären Möglichkeiten zur aktiven Krankheitsbewältigung, die immer wichtiger werden. Auch die Nachfrage durch die Patienten selbst nach alternativen Bewältigungsstrategien steigt zunehmend. Es gibt weltweit einige Ansätze, die sich seit den 80er-Jahren mit dem Verwenden fotografischen Materials im therapeutischen Kontext befassen, aber keines welches mit Aufnahmen der Person selbst arbeitet. Die direkte visuelle Auseinandersetzung mit dem aktuellen Bildmaterial zielt auf Akzeptanz, Ankommen in der Situation und dem Wecken von Selbstermächtigung. Eine Körperbildstörung kann aktiv bearbeitet und verbessert oder transformiert werden. Dies kann zu gesteigerter Lebensqualität führen.

Wie läuft die Therapiebegleitung ab?

Empfehlung des Therapiekonzeptes

Betroffene melden sich mit dem Wunsch, fotografiert zu werden oder werden darauf aufmerksam gemacht, dass diese Möglichkeit besteht. Dies kann durch den Therapeuten, einen Berater oder in der Reha-Einrichtung selbst erfolgen oder ambulant durch den Fotografierenden.

Durchführung des Fotoshootings

Vor dem Fototermin: Gespräch über die Ausgangssituation und den Inhalt der Bilder (Fokus auf Optimierung, den Status Quo oder beides) sowie das Ausfüllen eines Fragebogens zu den Vorstellungen vor den Aufnahmen und ihren möglichen Effekten. Die Durchführung des Fototermins erfolgt nach den gemeinsam festgelegten Standards.

Hierzu könnten zählen: ein gewisser zeitlicher Rahmen von 30 Minuten bis zwei Stunden, eine ruhige Atmosphäre, welche nach Patientenwünschen geschaffen wird. Musik kann eingesetzt werden, aber auch aromatherapeutische Unterstützung, Verlegung der Aufnahmen an einen bestimmten Ort, die An- oder Abwesenheit von Angehörigen oder Freunden. Empfehlenswert ist eine Mischung aus Ganz- und Teilkörperportraits, verschiedene Kopfbedeckungen und Variationen in Make Up und Kleidung bis hin zur Aktaufnahme. Verschiedene Stimmungen können aufgegriffen und festgehalten werden, von Hoffnung über Angst, Scham, Trauer und Wut.

Nach Ende der Fotoaufnahmen erfolgt eine gemeinsame Reflexion des Erlebten und Evaluation der Fragebögen.

Verwendung der Aufnahmen im therapeutischen Gespräch

Bildauswahl in digitaler Form: Auch der Prozess der Bildauswahl bietet sich als Therapiebaustein an.

Warum wähle ich ein Bild und warum nicht – was stört oder erschreckt mich? Wo erkenne ich mich, und wo bin ich mir ganz fremd? Wie rede ich über mich selbst in dieser jetzigen Optik? Was hat sich gegenüber vorher verändert?

Wichtig ist dabei ein gewisser zeitlicher Abstand zur Aufnahme und das Informieren der Patienten über die Tatsache, dass man sich selbst nur spiegelverkehrt kennt. Dieser Fakt bedingt bei sofortiger Betrachtung von eigenen Bildern zunächst Ablehnung (Mere-Exposure-Effekt).

Zum Einsatz der Bilder während der Sitzung:

  • Anfertigung von Vergrößerungen die aufgestellt, aufgehängt oder ausgelegt werden können, um einen haptischen Umgang mit den Fotos zu ermöglichen, ggf. Notizen aufzubringen oder bestimmte Partien des Fotos zu kennzeichnen
  • Ausgabe einer Arbeitsmappe, welche neben den ausgewählten Vergröeßerungen auch Materialien zur Bearbeitung, die Fragebögen und Schreibutensilien enthält.
  • Optional: Einbringen von Bildern aus der Zeit vor der Erkrankung

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